Aufgabenkultur

(Bohl & Kleinknecht, 2009; Helmke, 2017; Kleickmann, 2012; Kunter & Trautwein, 2013; Lipowsky, 2009; Neubrand et al., 2011)

Einen wichtigen Aspekt beim kognitiv aktivierenden Unterricht stellen die eingesetzten Aufgaben dar. Um selbstreguliertes Lernen bei den Lernenden zu fördern, müssen Angebote, die das selbstständige Denken und Lernen anregen, bereitgestellt werden. Dementsprechend sind Aufgaben im Unterricht, die kognitiv aktivierend gestaltet und begleitet werden, essentiell (Helmke, 2017).

Generell lassen sich Aufgaben unterscheiden in Aufgaben zum Lernen und Wissens- beziehungsweise Kompetenzaufbau und in Aufgaben, die Lernstände überprüfen und diagnostizieren sollen. Dieses Modul beschäftigt sich hauptsächlich mit Aufgaben zum Lernen und Wissens- beziehungsweise Kompetenzaufbau (Bohl & Kleinknecht, 2009).

Verschiedene Facetten der Aufgabenkultur

Der Einsatz sowie die Wirkung der Aufgaben im Unterricht sollte aus mehreren Perspektiven betrachtet werden. Bohl und Kleinknecht (2009) veranschaulichen die verschiedenen Facetten von Aufgaben aus Sicht des Lehrenden in folgender Grafik.

Facetten der AufgabenkulturAbbildung: Facetten der Aufgabenkultur in Anlehnung an Bohl & Kleinknecht (2009, S. 331)

Wie in dieser Grafik ersichtlich ist, ist neben der Qualität und der Auswahl der gestellten Aufgaben zudem die Art und Weise der Aufgabeneinführung im Unterricht sowie die Unterstützung bei der Bearbeitung und deren Besprechung durch den Lernenden relevant. Auf die Aspekte der Aufgabeneinführung und -begleitung wird im nachfolgenden Kapitel Kognitiv aktivierendes Unterrichtsgespräch{_target=_blank”} näher eingegangen.

Wie die Untersuchungen der TIMSS-Videostudie und COACTIV zeigen, kann das kognitive Anregungspotenzial von Aufgaben im Unterricht sehr stark variieren. Es werden in Aufgaben mit geringem beziehungsweise hohem Potenzial an kognitiver Aktivierung unterschieden. Kunter und Trautwein (2013, S. 92) haben in Anlehnung an die Ausführungen von Neubrand et al. (2011) nachfolgenden tabellarischen Vergleich von Aufgaben mit unterschiedlichem Stoffniveau und Potenzial kognitiver Aktivierung erstellt.

Vergleich von Aufgaben

An dieser Stelle wird deutlich, dass es auf verschiedenen Stoffniveaus (hier: Grundschulniveau und Sekundarfstufe 2) möglich ist, Aufgaben mit kognitiv hohem Aktivierungspotenzial zu formulieren.

Auswendiglernen von Fakten oder Aufgaben, die durch Anwenden des immer gleichen Routineschemas gelöst werden können, besitzen einen eher geringen kognitiven Anregungsgehalt, da hier meist keine komplexen Lernvorgänge angestoßen werden (Kunter & Trautwein, 2013). Im nachfolgenden Kapitel werden Gestaltungsmerkmale zur kognitiven Aufgabengestaltung näher erläutert.

Impulsfrage:

Ein Strichmännchen hält die erste Kugel eines Newton-Pendels in der Hand. Die Kugel sind beschriftet mit den Buchstaben des Worts Impuls.

Überlegen Sie sich, wie Aufgaben mit hohem und niedrigem kognitiven Aktivierungspotenzial in Ihrem Unterricht gestaltet werden könnten. Welche Besonderheiten fallen Ihnen bei den beiden unterschiedlichen Aufgabentypen auf?

Verwendung von Zusatzaufgaben

Eine weitere Möglichkeit, möglichst alle Schülerinnen und Schüler durch Aufgabenstellungen kognitiv zu aktivieren, ist der Einsatz von sogenannten Expertentischen. Hier können Aufgabenstellungen, die ein hohes kognitives Aktivierungspotenzial sowie ein höheres Anforderungsniveau aufweisen, als Zusatzangebot genutzt werden. Schülerinnen und Schüler, die die gestellte Aufgabe bereits gelöst und verstanden haben, können gemeinsam an einem separaten Tisch eine Zusatzaufgabe mit höherem Anforderungsniveau bearbeiten.

Videohinweis:

In der nachfolgenden Szene 3 Teil 2: Übungsphase zu Schleifen aus dem Unterrichtsvideo des Moduls Heterogenität und adaptiver Unterricht - Rolle von Fehlern - Algorithmik schickt die Lehrerin die Schülerinnen und Schüler, die mit der Bearbeitung der ersten Fragestellung fertig sind an den Expertentisch. Dort bearbeiten Leonie, Annika und Alexander eine Zusatzaufgabe mit neuen Problemstellungen und werden dadurch erneut kognitiv aktiviert.

Aufgabe dazu …

Aufgabe 5