Unterrichtsqualität
(Kunter & Trautwein, 2013; Traub, 2021)
Unterrichtsqualität im Zusammenhang mit Kooperativen Lernsettings
Wenngleich das kooperative Lernen mit einer veränderten Rolle der Lehrenden und Lernenden einhergeht, sollten die drei Basisdimensionen guten Unterrichts genauso erfüllt werden, wie in jeder anderen Unterrichtsform auch.
Kognitive Aktivierung
Wie bereits beschrieben, eignen sich für das Kooperative Lernen vor allem komplexe Aufgaben, die verschiedene Lösungswege zulassen. Sie sollen die Lernenden zu einer aktiven und qualitätsvollen Auseinandersetzung mit den Lerninhalten anregen. Damit eine kognitive Aktivierung gelingt, müssen die Interessen, das Vorwissen und die individuellen Lernvoraussetzungen der Lernenden in Betracht gezogen werden. In der Phase der Vorbereitung und Planung des kooperativen Lernsettings steht der Aspekt der kognitiven Aktivierung im Vordergrund, da die Themen, Aufgaben und Materialien gezielt darauf hin durchdacht werden sollten und im Hinblick auf ihren intellektuellen Anforderungsgehalt analysiert werden müssen.
Mehr zur Kognitiven Aktivierung können Sie in unserem Modul Kognitive Aktivierung - Unterrichtsplanung - Graphen und Bäume nachlesen.
Konstruktive Unterstützung
Die Konstruktive Unterstützung betont die aktive Rolle der Lehrenden, während die Lernenden selbständig ihre Lernziele erarbeiten. Einerseits können Hilfestellungen in Form von Material vorbereitet werden und andererseits können Lehrende durch Impulse Gruppen gezielt unterstützen. Daher spielt die konstruktive Unterstützung eine zentrale Rolle in der Phase der Durchführung sowie der Auswertung und Sicherung. Ebenso wichtig wie das Geben von Hilfestellungen sind ein positives Fehlerklima und eine konstruktive Rückmeldung zum Lernprozess. Im Modul Feedback - Beweisen und Argumentieren - Satz des Pythagoras können Sie sich gezielt mit konstruktiver Rückmeldung auseinandersetzen. Außerdem gelten grundlegende Aspekte der Interaktion, die durch Lehrende zu beachten sind. Dazu gehört eine Sensitivität für Lernende zu zeigen, indem Lehrende stets ihre Ansprechbarkeit signalisieren und aufmerksam die Lernprozesse der Gruppen verfolgen. Ein wertschätzendes Klima sowie eine positive Beziehungsqualität sind dabei wichtige Voraussetzungen, um den Lernprozess der Lernenden zu ermöglichen.
Klassenführung
Im Hinblick auf die Klassenführung geht es beim kooperativen Lernen vor allem um eine gute Organisation und eine sinnvolle Strukturierung der Lerneinheiten. Lehrende schaffen einen Rahmen für das kooperative Lernsetting, an welchem sich die Lernenden orientieren können. Dazu gehört neben der Gruppeneinteilung zum Beispiel auch die Vorgabe der Lernziele oder die Bearbeitungsreihenfolge der Aufgaben. Mit steigenden Kooperationsfähigkeiten und zunehmender Selbstständigkeit der Lernenden können Lehrende Schritt für Schritt die Verantwortung der Organisation und der Strukturierung des Lernprozesses an die Lernenden übergeben.
Videobeispiel
Im Ausschnitt aus der Szene 5: Erarbeitung in der Gruppenphase können Sie beobachten, wie die Lehrperson ihre Rolle interpretiert. Der Lehrer gibt konstruktive Unterstützung in Form von Zwischenfragen, die die Gruppe auch aufnimmt und ihren bisherigen Arbeitsweg hinterfragt. Später sehen Sie den Lehrenden zwischen den Gruppen umherlaufen und den Arbeitsfortschritt der einzelnen Gruppen überprüfen.
Überprüfen Sie, inwiefern die andern beiden Basisdimensionen von Unterrichtsqualität erfüllt sind.
Aufgabenarten
In kooperativen Lernsettings werden drei Aufgabenarten unterschieden:
Disjunktive Aufgaben
Disjunktive Aufgaben beschreiben Aufgaben, die nur eine einzige richtige Lösung zulassen. Meistens hängt der Gruppenerfolg von dem stärksten Gruppenmitglied ab, das am schnellsten die Lösung findet. Schwächeren Lernenden gibt diese Aufgabenart keine Chance einen Beitrag zu leisten, da sie ihre eigenen Kompetenzen im Vergleich zur Gruppe geringer einschätzen. Dadurch fühlen sie sich in Bezug auf das Erreichen des Handlungsergebnisses unwichtig und sind wenig motiviert, sich zu engagieren.
Konjunktive Aufgaben
Bei einer konjunktiven Aufgabe müssen alle Gruppenmitglieder eine bestimmte Leistung erreichen. Oftmals ist diese Aufgabenart an eine Gruppenbelohnung gekoppelt, um die Motivation der Lernenden zu erhöhen. Allerdings hängt hier der Gruppenerfolg vom schwächsten Mitglied ab. Dies bewirkt bei stärkeren Lernenden eine eher ungünstige motivationale Ausgangslage, da sie eine niedrige Handlungs-Ergebnis-Erwartung haben. Die niedrige Einschätzung der Kompetenz der anderen führt zu einer niedrigen eigenen Motivation der stärkeren Gruppenmitglieder. Denn das Erreichen der Handlungsergebnisse wird als unrealistisch eingeschätzt, auch wenn sie sich selbst anstrengen würden.
Additive Aufgaben
Eine additive Aufgabe liegt vor, wenn sich die Gesamtleistung einer Gruppe aus der Summe der Einzelleistungen ergibt. Dadurch haben sowohl stärkere als auch schwächere Gruppenmitglieder eine hohe Handlungs-Ergebnis-Erwartung und sind motiviert ihren Anteil zum Erreichen des Handlungsergebnisses beizutragen. Die Aufgabenart löst einerseits die Motivation aus sich selbst anzustrengen und andererseits ermutigt sie die Lernenden, sich gegenseitig zu unterstützen.
Grundsätzlich lässt sich zu den Eigenschaften von geeigneten Aufgaben folgendes sagen: