Soziale Lernvoraussetzungen
(Breidenstein, 2021; Fischer 2001; Wecker & Fischer, 2021)
Die (staatliche) Institution der Regelschule, stellt oftmals Lerngruppen formal aus Altersgleichen zusammen (Schulklassen). So wird ein Teilaspekt des Terminus Peers bedient, nämlich das Alter, bei deren Mitgliedern gemeinhin auf eine ähnliche Entwicklungsstufe geschlossen wird. Innerhalb einer solchen Lerngruppe (Klasse) entwickeln sich soziale Beziehungen, die völlig unterschiedlicher Gestalt sein können (Breidenstein, 2021). In diesem Rahmen spielt sich die sozialisatorische Funktion der Peer-Interaktion ab, die verschiedene Beziehungsmuster, von der Freundschaft bis hin zur Verfeindung, von der Kooperation bis hin zur Konfliktbewältigung, mit sich bringen kann. Schulische Normen können angenommen oder abgelehnt werden und dabei durch unterschiedliche Beziehungsgruppen in der Klasse legitimiert sein. Bezugsgruppen wie etwa Cliquen, oder der hier mitwirkende Status eines Individuums spielt oft eine größere Rolle als Konformität gegenüber der Institution Schule. Kahlke (2017, S. 8 ff.) spricht in diesem Zusammenhang von positiven und negativen sozialen Beziehungen, die sich verschieden auf die Sozialisierung der Schülerinnen und Schüler auswirken.
Positive soziale Beziehungen: Die von einer symmetrischen Reziprozität (gleiche soziale Position) gefärbte Beziehung ist von Freiwilligkeit geprägt und steht somit konträr zu Beziehungen, die als gegeben hingenommen werden müssen (Eltern-Kinder, Lehrende-Lernende). Eine Verbundenheit, beziehungsweise absichtlich gewollte Hinwendung unter Lernenden, zeigt sich innerhalb der Klasse etwa bei eigenständigen Gruppenfindungen oder außerschulisch bei der Freizeitgestaltung. Lernende beurteilen sich gegenseitig als positiv, ehe sie sich aus freien Stücken zusammentun. Dafür benötigt es soziale Kompetenzen: Konfliktlösungsstrategien, Sensibilität oder Empathie. Zudem helfen länger anhaltende positive Beziehungen anfallende Probleme zu bewältigen (Schulprobleme, Probleme mit anderen Personen usw.). Soziale Eingebundenheit ist zudem eines der basic needs, die in unserem Modul Motivationale Aktivierung - Problemlösen - Quadrat- und Dreieckszahlen erläutert werden.
Negative soziale Beziehungen: Diese stehen einer erfolgreichen Sozialisation der Lernenden im Weg. Im Extremfall können so einzelne Lernende aus der Klassengemeinschaft gänzlich ausgeschlossen werden. Es wird zwischen zwei Typen der Ablehnung durch andere unterschieden: die Zurückgewiesenen und die Unbeachteten. Erstere charakterisieren sich durch störendes oder aggressives Verhalten und werden dadurch ausgeschlossen, zweitere charakterisieren Schüchternheit und Angst. Insgesamt hat die Ablehnung einen negativen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden und so kann etwa das Selbstbewusstsein langfristig nur gering ausgebildet werden. Zudem wirkt sich dies auf oben beschriebene Entwicklung sozialer Kompetenzen negativ aus und so werden dauerhaft Möglichkeiten der sozialen Interaktion gehemmt.