Charakteristika von Einzel-Lerncoaching
Schulische Settings für Einzel-Lerncoaching
(Hardeland, 2013; Schnebel, 2019a)
Einige Schulen haben Lerncoaching als pädagogische Maßnahme in ihr Lehr-Lernkonzept integriert. Lerncoachings finden meist außerhalb des Unterrichts, entweder in regelmäßigen Abständen und/oder bedarfsorientiert als Angebot für einzelne Lernende statt. Bilanzierende Elemente über Einzelfortschritte oder konkrete (Lern-)Situationen sind Bestandteile des Lerncoachings, grundsätzlich ist dieses aber formativ auf die zukünftige Lernentwicklung der Lernenden ausgerichtet.
Lerncoachings werden in verschiedenen Varianten und Facetten ausgeübt. Meist erfolgen sie in individuellen Einzelgesprächen, die im Sinne eines lösungsorientierten Beratungsansatzes an die Stärken der Lernenden anknüpfen. Mit Hilfe von Fragetechniken werden Zielperspektiven, positive erste Schritte, Ausnahmen und Ressourcen thematisiert. Sowohl lernschwache als auch lern- oder leistungsstarke Lernende können von einem Lerncoaching profitieren.
Lerncoaching-Anlässe
Für Lerncoachings kann es ganz unterschiedliche, individuelle Anlässe – wie zum Beispiel die Bearbeitung eines persönlichen Anliegens oder die Förderung lernrelevanter Entwicklungsprozesse der Lernenden – geben. An dieser Stelle ist die diagnostische Kompetenz der Lehrenden gefordert, um herauszufinden, ob und wann Lernende Bedarf an einem Coachinggespräch haben. Oftmals ist die Eingrenzung des eigentlichen Lernproblems herausfordernd, da Wechselwirkungen zwischen der aktuellen persönlichen Situation, der Individualität und den gewünschten Lernergebnissen vorliegen. Um eine Vertrauensbeziehung mit den Lernenden herzustellen, ist außerdem personenbezogene Wertschätzung sowie die Förderung der Mitverantwortung essenziell. Die Lernenden sollen mit Unterstützung des Lerncoaches selbst Verantwortung für ihren Entwicklungsprozess übernehmen und weiter daran arbeiten. Im Lerncoaching-Gespräch werden den Lernenden unterschiedliche Wege und Alternativen aufgezeigt und gemeinsam besprochen. Die Entscheidung über das weitere Vorgehen liegt allerdings bei den Lernenden selbst.
Hardeland (2013, S. 30) stellt in einer tabellarischen Übersicht verschiedene Anlässe für professionelle Unterstützung durch einen Lerncoach sowie mögliche Aussagen der Lernenden vor.
Hardeland (2013) weist zudem darauf hin, dass Lerncoaching nicht die Bearbeitung psychischer Störungen als Kernthema behandelt, sondern als ein Beratungsangebot angesehen werden sollte, bei dem die Verbesserung der Lernfähigkeit im Vordergrund steht. Bei Anzeichen für Teilleistungsstörungen wie Legasthenie, Dyskalkulie oder Bedrohungen wie Gewalt, Sucht, Mobbing etc. sollten den Betroffenen zusätzliche (psychotherapeutische) Beratungsangebote aufgezeigt und empfohlen werden.