Definition, Selbstverständnis und Ziele Prozessorientierter Lernbegleitung
(Perkhofer-Czapek & Potzmann, 2016)
Definition Prozessorientierte Lernbegleitung
Der Begriff Prozessorientierte Lernbegleitung als umfassende Handlungsform ist nicht eindeutig definiert und kann als Oberbegriff für unterschiedliche Aktivitäten, Maßnahmen und Verhaltensweisen von Lehrenden im Unterricht verstanden werden. Voraussetzung der Prozessorientierten Lernbegleitung ist die Zielsetzung der Individualisierung des Lernprozesses. Das heißt, die individuellen Lernprozesse der einzelnen Lernenden stehen im Vordergrund. Die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Lernzugänge der Lernenden werden vom Lehrenden während der Lernbegleitung systematisch aktiviert und unterstützt (Perkhofer-Czapek & Potzmann, 2016, S.73).
Selbstverständnis Prozessorientierter Lernbegleitung
Zum Selbstverständnis einer prozessorientierten Lernbegleitung gehört, dass sie nicht den selektiven, sondern den fördernden Charakter von Schule und Unterricht in den Mittelpunkt stellt. Während der Lernbegleitung begegnen sich Lehrende und Lernende auf Augenhöhe. Wie Perkhofer-Czapek und Potzmann (2016, S.74) herausstellen, ist Lernbegleitung ein “persönlicher, dialogischer Vorgang zwischen zwei Menschen”. Das heißt, dass hier nicht nur die Lernenden im Zentrum stehen, sondern auch die Lehrenden selbst, da sie sowohl in Hinblick auf die Lernprozesse, Lernmöglichkeiten und Lernerfolge ihrer Lernenden als auch in Hinblick auf die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts etwas lernen.
Ziele und Steuerung Prozessorientierter Lernbegleitung
Als Zielvorstellung Prozessorientierter Lernbegleitung steht die Stärkung eines positiven Selbstkonzepts der Lernenden im Zentrum. Diese Zielsetzung wird verfolgt, da die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung während des Lernens eine wichtige Voraussetzung für die (Lern-)Motivation in zukünftigen Lernprozessen darstellt. Die Regulation der Lernbegleitung durch die Lehrenden hängt dabei in starkem Maße von den aktuellen Lernkompetenzen der Lernenden ab. Vor allem Lernende mit geringeren Lernkompetenzen und Vorwissen benötigen mehr direkte Instruktionen und Unterrichtsformen, die vermehrt lehrkraftzentriert sind. Die Lehrenden können dabei in stärkerem Ausmaß die Rolle des Wissensvermittlers einnehmen, um grundlegende Wissensstrukturen aufzubauen, die dann gemeinsam erweitert werden können. Auch Lernstrategien können zunächst im Mittelpunkt der Lernbegleitung stehen. Mit zunehmendem Wissen und höheren Lernkompetenzen der Lernenden können die Lehrenden mehr und mehr die Rolle des Begleitenden oder des Beratenden einnehmen, um bei Lernprozessen je nach Bedarf unterstützend einzuwirken.
Impulsfrage:
Sehen Sie sich die Szene 5: Stundenabschluss und Hausaufgaben an. Überlegen Sie sich, wie in dieser Unterrichtssituation der individuelle Lernprozess der Lernenden gefördert wird.