Arten didaktischer Reduktion
(Nerdel, 2017; Weber, 1976)
Ebenso wie bei der Abgrenzung und Definition des Begriffs Didaktische Reduktion selbst gibt es auch in der Klassifizierung dessen und in der Bezeichnung unterschiedlicher Formen der Didaktischen Reduktion Unterschiede. Wir wollen uns hierbei auf die Unterscheidung in sektorale und strukturelle Reduktion fokussieren (Nerdel, 2017).
Sektorale (oder auch quantitative) Reduktion liegt dann vor, wenn die Vereinfachung eines Sachverhaltes durch die Auswahl eines kleineren Ausschnittes des Gegenstandes (oder Partikularisierung) erfolgt. Sektorale Reduktion erfolgt somit z. B. durch das Darstellen einer Nahrungskette anstelle eines Nahrungsnetzes. (Falls Sie einen Einblick in das Thema Nahrungskette und Räuber-Beute-Beziehung erhalten möchten, werfen Sie hierzu gerne einen Blick in unseren zugehörigen Modulteil).
Strukturelle (oder auch qualitative Reduktion) erfolgt, indem ein Gegenstand hinsichtlich seiner Kompliziertheit und seines Umfangs reduziert wird. Nach Weber liegt eine strukturelle Reduktion vor, wenn eine Aussage „lediglich hinsichtlich der Kompliziertheit und des Umfangs ihrer Struktur, nicht dagegen in ihrer inhaltlichen Kernaussage“ (Weber zitiert nach Nerdel, 2017, S. 88) vereinfacht wird. Beispiele, wie eine strukturelle Reduktion erfolgen kann, sind nach Nerdel (2017) z. B.:
- Weglassen von wissenschaftlichen Daten, die die Kernaussage nicht berühren
- Schematisierung (z. B. anstelle anatomischer Originalabbildung)
- Strukturelle Modellbildung (z. B. Verzicht auf komplexe Molekülformeln, einfaches Struktur- und Funktionsmodell anstatt detaillierter Darstellung)
- Vereinfachung des (fach-)sprachlichen Ausdrucks oder der wissenschaftlichen Arbeitsweisen
Wie bereits erwähnt sind für jede Form der Didaktischen Reduktion die fachliche Richtigkeit des Stoffinhaltes trotz „Vereinfachung“ sowie eine Angemessenheit an die kognitive Struktur der Lernenden elementar.
In Szene 7: Vertiefung am Beispiel des Farbstoffes von Tomatensaft sehen Sie, wie Herr Schwarz den Mechanismus der elektrophilen Addition anhand der Reaktion von Tomatensaft und Bromwasser einführt.
Neben der Reaktion von Brom an der Doppelbindung des Farbstoffs des Tomatensaftes sorgen parallel ablaufende Komplexbildungen für ein Auftreten der teilweise grünen und bläulichen Färbungen. Der Versuch ist daher auch als chemischer Regenbogen bekannt. Herr Schwarz setzt hier gezielte didaktische Reduktion ein und lässt diesen Teil jedoch aus und setzt den Fokus lediglich auf die Farbveränderung von Rot nach Gelb.
Erläutern Sie, um welche Art didaktischer Reduktion es sich hierbei handelt. Bewerten Sie, ob diese Form der didaktischen Reduktion angemessen ist.