Conceptual Change
Aus konstruktivistischer Sicht vollzieht sich ein Lernprozess auf Basis vorherigen Wissens (Nerdel, 2017). Das heißt, dass Lernende auf Basis ihrer bereits gebildeten Vorstellungen und Vorkenntnisse lernen. Eine Reihe von Ansätzen unter dem Namen „Conceptual Change“ thematisieren eben solche Lernprozesse auf Basis bisheriger Kenntnisse und versuchen, diese zu erklären.
Nach der ursprünglichen Vorstellung entsprach Conceptual Change eines radikalen Vorstellungswandels (Kuhn, 1976 nach Krüger, 2007). Es wurde angenommen, dass Fehlvorstellungen vollständig durch einen Wechsel von falschen zu richtigen Konzepten verloren gingen. Von dieser Annahme nahm man anschließend jedoch Abstand, da sich zeigte, dass vorherige Vorstellungen (teilweise) erhalten bleiben und sich im Alltag weiterhin als hilfreich bewähren (Krüger, 2007). Daraus resultiert, dass sich neben Conceptual Change eine Reihe alternativer Bezeichnungen etablierten wie Conceptual Development (Entwicklung), Conceptual Growth (Wachstum), Conceptual Reorganisation (Reorganisation) und Conceptual Reconstruction (Rekonstruktion) (Krüger, 2007, S. 82). Der Conceptual Change oder Growth ist dabei an unterschiedliche Prämissen geknüpft, die eine Veränderung der alten Vorstellungen hin zu neuen ermöglicht. |
Nach Posner et al. (1982) müssen dabei folgende Bedingungen erfüllt sein (Posner et al. nach Nerdel, 2017):
Abbildung: Gelingensbedingungen Conceptualchange nach Posner et al. (Posner et al. nach Nerdel, 2017)
In der anschließenden Szene 4: Arbeitsauftrag und Gruppeneinteilung hat eine Schülerin mit Präkonzepten zum Thema Farbe zu kämpfen. Schauen Sie das Video und bewerten Sie, wie die Lehrkraft mit der Fehlvorstellung der Schülerin umgeht. Hat die Schülerin im Anschluss einen Conceptual Change vollzogen?
Beurteilen Sie wie die Lehrkraft mit der Fehlvorstellung der Lernenden umgeht? Stichwort: „Verstanden?“ Hat die Schülerin im Anschluss einen Conceptual Change vollzogen oder wird hier vorschnell darüber hinweggegangen?
Die Beachtung von Schüler*innenvorstellungen und das Konzept des Conceptual Changes (oder, genauer, der Conceptual Reconstruction) sind elementarer Bestandteil des Modells didaktischer Rekonstruktion. Wie sich diese Teile in das Modell einpflegen, betrachten wir im nächsten Kapitel.