Prozessmodelle
(Hasselhorn & Gold, 2017; Schmitz & Schmidt, 2007; Schmitz, 2001; Zimmermann, 2000)
Prozessmodelle verstehen selbstreguliertes Lernen als einen sich wiederholenden (iterativen) Prozess. Zu den einflussreichsten Prozessmodellen zählt das Modell von Zimmerman (2000) und dessen Weiterentwicklung durch Schmitz (2001). Letzteres soll im Folgenden näher betrachtet werden. Schmitz (2001) geht davon aus, dass Lernende ihre Lernziele durch wiederholtes Durchleben von drei aufeinanderfolgenden Phasen erreichen.
Abbildung: Prozessmodell abgeändert nach Schmitz (2007).
Die präaktionale Phase (vor dem Lernen), stellt die erste der drei Phasen dar. Sie dient der Lernvorbereitung. Lernende werden zunächst mit einer bestimmten Aufgabe konfrontiert, auf deren Grundlage das Ziel des Lernprozesses formuliert wird. Anschließend wird das konkrete Vorgehen des Lernens geplant und vorbereitet, indem z. B. geeignete Strategien zur Bewältigung der Aufgabe ausgewählt werden (Hasselhorn & Gold, 2017). Aufgabe und zugehörige Ziele sowie situative Gegebenheiten können dabei Einfluss auf sowohl emotionale als auch motivationale Zustände haben (z. B. Vorfreude oder Angst) (Otto et al., 2011). Insbesondere die Natur der gesetzten Ziele beeinflusst die Motivation der Lernenden. So eignen sich vor allem „konkrete, spezifische und anspruchsvolle aber doch erreichbare Ziele“ am besten, um hohe Leistungen von Lernenden zu unterstützen (Perels, 2011, S.8).
Die aktionale Phase beginnt, nachdem Lernende die Planung abgeschlossen haben. In dieser Phase findet der eigentliche Lernprozess statt, indem Lernplanungen in Lernhandlungen umgesetzt werden (Hasselhorn & Gold, 2017). Das heißt, dass z. B. geplante Lernstrategien eingesetzt werden, um die gestellte Aufgabe zu bearbeiten. Gleichzeitig beobachten Lernende sich selbst und ihr Verhalten (Self-Monitoring). Der Fokus liegt dabei auf der Lernzeit sowie dem richtigen Einsatz von Lern- und volitionalen Strategien (Willensstrategien zur Aufrechterhaltung der Konzentration). Somit ist die aktionale Phase abgeschlossen, sobald ein Lernergebnis erreicht ist (Schmitz & Schmidt, 2007).
Die postaktionale Phase beschäftigt sich mit der Reflexion des Lernens sowie der Bewertung des Lernergebnisses. Dafür findet ein sogenannter Soll-Ist-Vergleich statt, indem das erreichte Lernergebnis mit dem gesetzten Ziel verglichen wird (Otto et al, 2011). Je nach Zielerreichung oder Nichterreichung werden Schlussfolgerungen in Bezug auf das vorangegangene Lernen gezogen. So kann etwa bei Nichterreichen des Ziels der Strategieeinsatz oder das Ziel für zukünftige Lernprozesse angepasst werden (z. B. das Ziel, nur eine anstelle von drei Matheaufgaben zu lösen). Damit beeinflusst die postaktionale Phase dieses Zyklus die präaktionale Phase des nächsten Zyklus (Schmitz & Schmidt, 2007).
Schmitz (2007) vergleicht diesen Prozess mit der Regulation eines Heizkörpers. Angestrebt wird eine bestimmte Temperatur, sie ist der sogenannte Soll-Wert. Die aktuell gemessene Temperatur kann als Ist-Zustand des Systems beschrieben werden. Unterscheidet sich der Ist-Wert vom Soll-Wert, müssen Maßnahmen ergriffen werden, um den Soll-Wert zu erreichen (Regulation). Besteht kein Unterschied zwischen dem Ist- und dem Soll-Wert, dann ist es solange nicht nötig zu regulieren, bis eine Diskrepanz festgestellt wird.