Rollenmerkmale von Lehrenden
(LI Hamburg, 2012; Perkhofer & Potzmann, 2016; Rothland, 2013)
Jede Rolle ist mit unterschiedlichen Erwartungen verbunden. Die jeweiligen Erwartungen hängen dabei nicht nur von der Person ab, die eine Rolle innehat, sondern sind gesamtgesellschaftliche Erwartungen, die an diese Person gestellt werden. Daher sind Rollen zentral für die Bildung von Erwartungen in sozialen Beziehungen.
Die nachfolgende Definition von Rothland (2013) beschreibt den Begriff der Lehrerrolle im Allgemeinen.
Da Lehrende mit vielfältigen Erwartungen und damit verbundenen Aufgaben konfrontiert sind, die sich teilweise widersprechen und Intra-Rollenkonflikte auslösen können, sind sie immer wieder gefordert, unterschiedliche Segmente ihrer Rolle in den Vordergrund zu rücken. Lernende, Erziehungsberechtigte, Lehrende, aber auch die Vorgesetzten sowie die Öffentlichkeit, haben unterschiedliche Ansichten und Erwartungen an die Rolle der Lehrenden.
Lehrende müssen sich somit immer wieder mit der anspruchsvollen Aufgabe beschäftigen, sich situationsabhängig für die eine oder andere Ausgestaltung ihrer Rolle und die damit verbundenen Erwartungen zu entscheiden. Das Ziel der Lernbegleitung ist, dass die Lehrenden nicht lediglich die Wissensvermittlung anstreben, sondern diejenigen in den Fokus setzen, denen sie das Wissen vermitteln und deren Lernprozesse sie anregen und begleiten möchten. Wenn dieser Prozess erreicht ist, haben sie die Rolle als Lernbegleiter angenommen. Die folgende Abbildung zeigt die unterschiedlichen Rollen der Lehrenden mit Fokus auf Lernbegleitung.
Abbildung: Die Rollen der Lehrenden als Lernbegleiter in Anlehnung an LI Hamburg (2012, S. 2)
Das im Artikel von LI Hamburg (2012, S. 4) beschriebene Kompetenzprofil eines Lehrenden führt explizit unter Lernbegleitung Folgendes auf:
“Eine Lehrperson kann als Lernbegleiter/in:
… für Lernreflexionsgespräche und in ihnen – in der Regel als Fachlehrer/-in
- Unterricht so planen, dass genügend Zeit für (kriterienorientierte) Beobachtungsphasen vorhanden ist
- das Verhalten der Lernenden anhand eines (kompetenzorientierten) Beobachtungsbogens erfassen, festhalten und auswerten
- Gespräche führen, in denen fachlicher Kompetenzfortschritt und selbstbestimmte Entwicklung einander ergänzen
- die vereinbarte Reihenfolge der Schritte in einem Lernreflexionsgespräch einhalten
- Beratungs- und Beurteilungsphasen und -rollen voneinander trennen
- grundlegende Gesprächstechniken situationsadäquat anwenden, z.B.
- aktiv zuhören
- Angebote machen
- Wahrnehmung/Beobachtung und Interpretation unterscheiden
[…]
… im Rahmen von Unterricht als Lernprozessbegleiter
- Schülerinnen und Schüler während selbstständiger Arbeitsphasen (Einzel-, Partner- und Gruppenarbeiten) in dialogischer Gesprächsführung individuell unterstützen
- Gespräche mit einzelnen Lernenden und Kleingruppen führen, in denen methodische Hilfen zum selbstständigen Erarbeiten gegeben werden
- die Lernenden differenziert wahrnehmen
- den Aufbau von Lern- und Methodenkompetenz des einzelnen Lernenden unterstützen
…”