Heterogenität als Grundlage adaptiven Unterrichts
(Emmerich & Hormel, 2013; Gröhlich, Scharenberg & Bos, 2009; Helmke, 2014; Sliwka, 2010; Sturm, 2013; Walgenbach, 2014)
Der Begriff Heterogenität weist ein breites und viel diskutiertes Feld unterschiedlicher Definitionen auf. Die nachfolgende Begriffsbestimmung von Gröhlich, Scharenberg und Bos (2009) liefert eine allgemeine Definition:
Die Lernenden einer Schulklasse können sich demzufolge z. B. hinsichtlich bestimmter Aspekte wie Geschlecht, Lernvoraussetzungen etc. unterscheiden.
Oftmals wird bei den Begriffsbestimmungen der dialektische Bezug von Heterogenität auf Homogenität verdeutlicht. Heterogenität ist dementsprechend nicht vorhanden, sondern entsteht erst im Hinblick auf eine Bezugsgröße (Walgenbach, 2014; Sturm, 2013). Um zu bestimmen was oder wer ungleich bzw. heterogen ist, wird ein Vergleich zu etwas Homogenen nötig. Hierbei ist es wichtig, dass die Ansichten was als homogen oder “normal” angesehen wird immer in einer sozialen und kulturellen Rahmung eingebunden ist (Sturm, 2013).
Wie auch in der oben dargestellten Definition wird Heterogenität häufig mit Vielfalt und Unterschiedlichkeit gleichgesetzt. Im schulischen Kontext ist Heterogenität seit der Jahrtausendwende zu einer Art “Leitmotiv schulischer Problembeschreibungen” geworden (Emmerich & Hormel, 2013). Im Fokus steht meist Heterogenität als Problem bzw. als Herausforderung für den Lehrenden mit der Unterschiedlichkeit der Lernenden umzugehen.
Abgrenzung zu Diversität
Parallel zu den Begriffsbestimmungen von Heterogenität wird Diversität häufig mit Vielfalt und Verschiedenheit umschrieben (Walgenbach, 2014). Teilweise konträr sind jedoch die Erläuterungen der Vielfalt und Unterschiedlichkeit. Die Definitionen von Diversität sprechen von Unterschiedlichkeit als positive Ressource und Gewinn und nicht als Problem und Herausforderung (Sliwka, 2010; Walgenbach, 2014). Sliwka (2010) fasst den Wandel von Homogenität zu Diversität im deutschen Bildungssystem in nachfolgender Grafik zusammen. Sie merkt jedoch an, dass das deutsche Bildungssystem aktuell (Stand 2019) den Übergang von Heterogenität zu Diversität noch nicht vollends durchzogen hat.
Abbildung: Paradigmenwechsel: Von der Homogenität zur Vielfalt in Anlehnung an Sliwka (2010, S. 214)
Einige Publikationen betiteln Heterogenität allerdings bereits als Chance (u.a. Bräu & Schwerdt, 2005; Rebel, 2011). Unterschiede im Sprachhintergrund werden eher als Potenzial und nicht als Erschwernis angesehen (Helmke, 2014). In diesem Zusammenhang wird das Konzept des adaptiven Unterrichts zum Sammelbegriff für diverse Formen und Methoden, die den Umgang mit Heterogenität ermöglichen sollen.
In diesem Modul setzen wir den Fokus auf den Umgang mit Heterogenität im Unterricht und erläutern verschiedene Formen und Möglichkeiten adaptiven Unterrichts.