Fehlerkultur im Mathematikunterricht
(Hammerer, 2000; Heinze, 2004; Kuntze, Heinze & Reiss, 2008; Herget, 1996; Oser, Hascher & Spychiger, 1999; Weingart, 2004; Stäudel, 2007)
In Unterrichtssituationen kann es schnell passieren, dass die Lehrenden jede Antwort der Lernenden mit richtig oder falsch kommentiert. Dadurch stehen Lernende unter ständigem Bewertungsdruck und erleben die Unterrichtssituation als permanente Bewährungsprobe mit dem Risiko, jederzeit zu versagen. Die Lehrenden sollten versuchen, die Unterrichtssituation mehr als Lernsituation zu gestalten, um einen ungezwungeneren, offeneren Zugang zu erreichen. Dies wäre durch einen Fokus auf entdeckendes/forschendes Lernen und einen produktiven Umgang mit Fehlern möglich.
Um den Unterricht mit Fehlern produktiv gestalten zu können, werden in untenstehender Grafik mögliche Ansätze aufgezeigt:
Beim Clearing House Unterricht können Sie zwei Reviews zum forschenden Lernen lesen. Das eine fokussiert sich auf die Unterstützung beim forschenden Lernen, das andere auf die Effektivität des forschenden Lernens.
Herausforderungen für die Lehrenden
Die Lehrenden sollten laut Hammerer (2000, S.9) versuchen folgende Punkte zu erfüllen, um den Lernenden einen produktiven Umgang mit Fehlern zu ermöglichen.
- Die Lehrenden sollten den Lernenden zutrauen, aus ihren eigenen Fehlern zu lernen und daher Fehler als notwendige Zwischenergebnisse des Lernprozesses auffassen.
- Die Lehrenden sollten nicht nur die die Akzeptanz für Fehler in ihrem Unterricht erhöhen, sondern den Lernenden systematisch aufzeigen, wie sie produktiv mit ihren Fehlern umgehen können.
- Die Lehrenden sollten sich bemühen, die eizelnen Lernenden so zu schätzen und zu behandeln, dass diese Selbstvertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten aufbauen können. Mehr zum Fähigkeitsselbstkonzept können Sie im erziehungswissenschaftlichen Teil des Moduls Motivationale Aktivierung - Problemlösen - Quadrat- und Dreieckszahlen nachlesen.
Weitere Ideen, wie der Umgang im Bereich der Fehlerkultur durch den Lehrenden unterstützt werden kann, wurden von Oser, Hascher & Spychiger (1999) gesammelt und von Heinze (2004, S.229) zusammengefasst:
Außerdem wird die Diskrepanz zwischen erwünschten Umgang und tatsächlichem Verhalten der Lehrenden bei Fehlern in folgender Grafik aufgezeigt:
Fehlerfreundlichkeit
In Zeiten von Hochleistungsrechnern kann der Mathematikunterricht seinen Schwerpunkt nicht mehr auf das bloße Einüben von Rechenoperationen oder Kurvendiskussionen legen. Er muss vielmehr schöpferische, beurteilende, begründende und beschreibende Fähigkeiten trainieren!
Das Landesinstitut für Erziehung und Unterricht in Baden-Württemberg schlägt folgende Fragen vor, mit denen die eigene Unterrichtskultur auf die Fehlerfreundlichkeit überprüft werden kann. Hier werden sie nach Weingardt (2004, S.118) zitiert: