Genetisches Prinzip
(Reiss & Hammer, 2013; Käpnick, 2014; Kruse, Messner & Wollring, 2012; Wagenschein, 1968; Wittman, 1981)
Hinter dem Begriff Genese stehen zwei Aspekte, die historische Genese, das bedeutet die Entwicklung des Wissens in den Wissenschaften und die psychologische Genese, also die individuelle Entwicklung einer Person. Der hieraus resultierende Grundgedanke ist: So wie sich das Wissen in der Wissenschaft entwickelt hat, so wird es auch im Gehirn angelegt, also in einem Erkenntnisprozess. Das genetische Prinzip beruht auf Wagenscheins Gedanken, dass Wissen im Dialog und exemplarisch vermittelt werden soll und Freudenthals Auffassung von Mathematik als Tätigkeit, bei der Lernende eigene Erfahrungen in einem realistischen Kontext machen sollen.
Das genetische Prinzip beruht auf zwei Grundanschauungen. Zum einen sollen die Lernenden Einblick in den Prozess der Entstehung der Mathematik bekommen, schließlich ist Mathematik kein Fertigprodukt. Zum anderen sollen Lernende individuelle Erkenntnisprozesse aktiv entwickeln.
Laut Wittmann (1981, S.131) sind folgende Merkmale charakteristisch für die genetische Darstellung:
Laut Wagenschein zitiert in Kruse, Messmer & Wollring (2012, S.37) soll die Genese in Dreiheit erfolgen:
Welche Konsequenzen hieraus für den Unterricht folgen und wie sich das genetische Prinzip im Unterricht umsetzen lässt, können Sie in einem späteren Teil des Moduls nachlesen.
Eng mit dem genetischen Prinzip verbunden ist das forschende Lernen. Wie effektiv dieses im Vergleich zur direkten Instruktion ist, können Sie in dem Kurzreview des Clearing House Unterrichts nachlesen.
Videobeispiel
In Szene 3 - Erarbeitung der Funktionseigenschaften in Zweiergruppen - Teil 1 sehen wir eine genetische Arbeitsphase. Die Lernenden werden durch das Arbeitsblatt angeregt selbstständig neue Entdeckungen an der Sinuskurve zu machen.
Schauen Sie sich das Video an und erklären Sie, inwiefern die Charakteristika der genetischen Darstellung gegeben sind.