Gruppenunterricht

(Kiel et al., 2015; Wiater, 2015)

Der Gruppenunterricht findet meist in mit Kleingruppen mit einer Größe von drei bis sechs Lernenden statt. Wiater (2015) unterscheidet hierbei in drei Phasen der Gruppenarbeit.

1. Vorbereitungsphase

Zunächst müssen sich die Lehrenden für eine Form der Gruppenarbeit (aufgabengleich oder aufgabendifferent, arbeitsgleich oder arbeitsteilig, Gruppenrallye, Expertengruppen, etc.) entscheiden. Darauffolgend sollte die Aufgabenstellung, welche in den Gruppen bearbeitet werden soll, möglichst präzise formuliert und an die Lernenden kommuniziert werden. Sobald alle den Arbeitsauftrag verstanden haben, teilt die Lehrkraft die Klasse in Gruppen ein oder überlässt den Lernenden die Einteilung selbst. Wichtig in dieser Phase sind klare Angaben des Arbeitsauftrages, der erwarteten Ziele sowie der Präsentationsform der Ergebnisse. Wer die Funktion des Gruppensprechers übernimmt, soll in jeder Gruppe individuell geklärt werden.

2. Durchführungsphase

Die Lernende arbeiten in den jeweiligen Gruppen an ihren Arbeitsaufträgen. In dieser Phase nehmen die Lehrende eine Beobachterrolle ein. Sie beobachten das Arbeits-, Sozial- und Allgemeinverhalten der Lernenden und beraten die Lernenden lediglich auf deren Bitte hin.

3. Präsentationsphase

Zum Abschluss stellt jeweils ein ausgewählter Gruppensprecher der einzelnen Gruppen deren Ergebnisse der gesamten Klasse vor. An dieser Stelle wird wieder im Plenum über die Ergebnisse der jeweiligen Gruppen diskutiert.

Illustration Gruppenarbeit

Vorteile des Gruppenunterrichts

Die Vorteile des Gruppenunterrichts liegen laut Kiel et al. (2015) im lern- als auch im sozial-emotionalen Bereich. Nachfolgend werden Vorteile erläutert, die eine Aufteilung der Klasse in Lerngruppen sowohl im lern- als auch im sozial-emotionalen Bereich bieten:

Ideenentwicklung und Nutzung von Ressourcen, erweiterte Wahrnehmung in Gruppen, Modelllernen und Anstöße von anderen in Gruppen

Im Gespräch mit anderen Personen werden deutlich mehr Ideen und Problemlöseansätze generiert als bei einer individuellen Auseinandersetzung mit einer Problemstellung, da andere Menschen über andere Informationen, Denkweisen und Ressourcen verfügen. Besonders gewinnbringend ist es, wenn divergent denkende Personen in einer Gruppe aufeinandertreffen.

Problemlösen, Kontroversen austragen, Entscheidungsbildung, Gruppenverhalten reflektieren, Beziehungen aufbauen, Zusammengehörigkeitsgefühl

Bei der Arbeit innerhalb einer Gruppe entstehen unter Umständen Kontroversen, die gemeinsam aufgearbeitet werden müssen. Dadurch kommen die sozial-emotionalen Vorteile der Methode des Offenen Unterrichts zum Tragen. Die Lernenden lernen gemeinsam Probleme zu lösen, Entscheidungen zu treffen (nicht nur im Fall einer Kontroverse), das Gruppenverhalten zu reflektieren, Beziehungen aufzubauen und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Dabei ist es von Bedeutung, “sich auf besonders wichtige Verhaltensnormen und Methoden der Sicherung ihrer Einhaltung zu einigen” (Kiel et al., 2015, S.57).

Lernende aktivieren

Im Gruppenunterricht bekommen mehr Lernende gleichzeitig die Chance sich aktiv am Unterricht zu beteiligen.

Freie Meinungsäußerung

Die Lernenden können sich (außer im Fall eines ungünstigen sozialen Klimas innerhalb der Gruppe) erst einmal vergleichsweise frei äußern. Sie unterliegen nicht demselben Erwartungsdruck wie im Klassengespräch.

Selbstständiges Arbeiten

Im Gruppenunterricht besteht die Möglichkeit relativ selbstständig zu arbeiten. Dies gilt jedoch nur, wenn die Arbeitsmaterialien dementsprechend gut aufbereitet sind.

Umwege gehen, Neugierde ausleben, nachhaltiges Wissen, Externalisierung von Wissen innerhalb von Gruppen

Es können Lösungswege beschritten werden, die im Frontalunterricht beispielsweise aus zeitlichen Gründen nicht denkbar wären. So können die Lernenden neue Aspekte in ein Thema mit einbringen und erarbeiten, die im Frontalunterricht durch die starke Steuerung des Lehrenden nicht mit eingeflossen wären. Der Lernprozess ist somit stärker an den Interessen der Lernenden orientiert und selbstgesteuerter, sodass das erworbene Wissen nachhaltiger ist. Zusätzlich wird das Wissen der Lernenden dadurch gefestigt und leichter verfügbar, dass sie im Laufe des Gruppenprozesses immer wieder ihr Wissen verbalisieren und erklären.

Beobachtung

Die Lehrenden haben die Möglichkeit die Lernenden intensiver zu beobachten, da der Lernprozess selbst erst einmal losgelöst von diesem abläuft.

Empirische Befunde zur Einzel- und Gruppenarbeit

Bei unserem Partnerprojekt, dem Clearing House Unterricht, können Sie eine Kurzreview lesen, in dem eine Metaanalyse zusammen gefasst wird, die sich mit der Frage beschäftigt, wie Schülerinnen und Schüler am besten lernen. Dabei wird das Arbeiten alleine, zu zweit oder in Gruppen untersucht. Die Kurzreview und alle zusätzlichen Informationen können Sie kostenlos lesen.