Bloom's (Digital) Taxonomy
(Anderson & Krathwohl, 2001; Bloom et al., 1956; Carrington, o.J.; Churches, 2008; Kleinknecht et al., 2011; Krathwohl, 2002)
Die Frage, welches Wissen und welche Kompetenzen mit einer bestimmten Unterrichtseinheit angebahnt werden sollen, stellt sich für Lehrende normalerweise ganz zu Beginn jeder didaktischen Planung.
Um den Lehrenden diesen ersten Schritt der Lernzielformulierung zu erleichtern, den gesamten Unterrichtsplanungsprozess mit einer klaren Zielführung zu versehen und somit auch der Entwicklung untauglicher Unterrichtsmedien vorzubeugen, haben Bloom und Kollegen (1956) eine sogenannte Lernzieltaxonomie entwickelt, die von Anderson & Krathwohl (2001) weiterentwickelt wurde.
Diese besagte Lernzieltaxonomie kombiniert zwei Dimensionen, die Arten des Wissens und die erforderlichen Aktivitäten (Thinking Skills), die mit einem Lernvorgang verbunden sind.
Die nachfolgende Tabelle der Wissensarten wurde in Anlehnung an Krathwohl (2002) erstellt.
Dimension 1: Wissensarten
Dimension 2: Aktivitäten/Thinking Skills
Die Aktivitäten/Thinking Skills nach Churches (2008) sind gemäß ihres Kompetenzniveaus (“lower order thinking skills” bis hin zu “higher order thinking skills”) hierarchisch geordnet (Anderson & Krathwohl, 2001).
Wissensarten & Thinking Skills kombiniert
Werden beide Dimensionen visuell kombiniert, ergibt sich die folgende Taxonomie Tabelle in Anlehnung an Krathwohl (2002), mit der sich Lernziele klar und deutlich herausarbeiten und kategorisieren lassen:
Mit Hilfe der Tabelle erhalten Lehrende einen klaren Überblick über die Inhalte und Schwerpunkte der eigenen Unterrichtseinheiten und können diese somit auch als Analyseinstrument für den eigenen Unterricht einsetzen.
Außerdem ist die Bestimmung von Lernzielen eine Grundbedingung für die Operationalisierung und Überprüfung von Kompetenzniveaus.
Wissensarten & Thinking Skills kombiniert - Veranschaulichung am Beispiel von Szene 3: Erarbeitung der Funktionseigenschaften in Zweiergruppen - Teil 2:
Szene 3: Erarbeitung der Funktionseigenschaften in Zweiergruppen stellt eine Wiederholungs- und Sicherungseinheit zum Thema “Sinus und Cosinus” in der 11. Jahrgangsstufe dar. Die Schülerinnen und Schüler erhalten dazu ein Aufgabenblatt mit verschiedenen Übungsaufgaben, die paarweise mithilfe des iPads und dem Mathematikprogramm “Cinderella” bearbeitet werden.
Im nun folgenden Auschnitt Szene 3: Erarbeitung der Funktionseigenschaften in Zweiergruppen - Teil 2 werden die Aufgaben von Teil 2 & 3 des Aufgabenblattes bearbeitet.
Im Zuge der Unterrichtsplanung könnten vorab mit Hilfe der Bloomschen Taxonomie die folgenden beispielhaften Lernziele für die Bearbeitung der Aufgaben von Teil 2 & 3 des Aufgabenblattes formuliert worden sein:
Bloom’s Digital Taxonomy
(vgl. Anderson & Krathwohl, 2001; Bloom et al., 1956; Churches, 2008)
Bei der digitalen Bloomschen Taxonomie nach Anderson & Krathwohl (2001) handelt es sich um eine Weiterentwicklung der obig vorgestellten Bloomschen Taxonomie, da die zunehmende Digitalisierung unserer Lebenswelt sich natürlich auch auf den Unterricht und die erforderlichen Lernziele/Kompetenzen der Lernenden auswirkt(e) und damit eine weitere Adaption der bestehenden Lernzieltaxonomie erforderlich macht.
Im Grunde genommen bleibt bei der digitalen Variante das Grundkonzept und Rahmengerüst der Bloomschen Taxonomie erhalten, jedoch wurden die verschiedenen Lernaktivitäten/Thinking Skills (Dimension 2) vor dem Hintergrund der Digitalisierung nochmals genauer betrachtet.
So bestehen für jede Taxonomiestufe bestimmte Verben, sogenannte Operatoren, die es den Lehrenden erleichtern, die erforderlichen Lernziele zu formulieren und diese einer bestimmten Taxonomiestufe zuzuordnen.
Beispielhafte Operatoren der klassischen Bloomschen Taxonomie sind zugehörig zu den jeweiligen Taxonomiestufen in folgende Skizze eingearbeitet:
Vor dem Hintergrund der Digitalisierung wurden diese Operatorenlisten zu jeder Taxonomiestufe um “digitale Verben” erweitert.
Nehmen wir z. B. die höchste Taxonomiestufe, das “Entwickeln”. Die Liste der zu dieser Stufe zugehörigen Operatoren wurde unter anderem mit den Verben “programmieren” und “bloggen” ergänzt, die Liste zur Taxonomiestufe “Erinnern” beispielsweise um das Verb “googlen”.
Mehr dieser “digitalen Verben” mit der entsprechenden Bloomschen Zuordnung finden Sie in den Bereichen “Action Verbs” und “Activities” des nun folgenden “Padagogy Wheels”.
Noch einen Schritt weiter: Das Padagogy Wheel
(vgl. https://designingoutcomes.com/)
Einen Schritt weiter als die bloße Überarbeitung der Operatorenlisten geht Allan Carrington (2013), der Autor des sogenannten Padagogy Wheel.
Er greift die sechs Taxonomiestufen der Bloomschen Taxonomie auf und verbindet diese über deren Operatoren mit digitalen Anwendungen, die seiner Meinung nach dazu geeignet sind, die Kompetenzen der jeweiligen Taxonomiestufe zu trainieren und zu festigen.
Sie sehen das Padagogy Wheel im Folgenden für iOs und Android Geräte abgebildet.
Abbildung: Padagogy Wheel nach Carrington (2013)
Inwiefern bestimmte Anwendungen wirklich trennscharf bestimmten Taxonomiestufen zugeordnet werden können, ist sicherlich eine Frage, der an dieser Stelle kritisch begegnet werden sollte.
Das Padagogy Wheel kann jedoch sicherlich als Orientierungshilfe bei der Planung von Unterrichtseinheiten unter Verwendung digitaler Anwendungen dienen.
Im Rahmen des Kapitels Praxistipps wird nochmals genauer auf das Padagogy Wheel eingegangen.