Der Beweisprozess im Unterrichtsalltag
(Brunner, 2013)
Im Folgenden werden die Befunde von Brunner vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Teilsstudie, die in Form einer Videoanalyse durchgeführt wurde. Im Rahmen dieser Studie wurden Unterrichtssequenzen aus 32 Klassen analysiert und ausgewertet.
In Bezug auf Kontext und Inszenierung der Bearbeitung geht hervor, dass…
- … vorbereitende und zur Aufgabe hinführende oder weiterführende Aufgaben eher selten zu beobachten sind.
- … „außerordentliche“ Aufgaben innerhalb eines kleinschrittigen Unterrichtes mit wenig Partizipationsmöglichkeiten für die Lernenden stark vom Lehrenden gesteuert werden.
- … in den meisten Klassen nur kurze Arbeitsphasen seitens der Lernenden zu beobachten sind, die das Unterrichtsgespräch meist unterbrechen und einem klaren Arbeitsauftrag folgen.
- … eigenständiges Erarbeiten in längeren Arbeitsphasen hingegen nur selten beobachtet wird.
Die Studie zeigt bezüglich der inhaltsbezogenen Unterstützung, dass…
- … Lehrende von wenig Unterstützungsmöglichkeiten ausgehen und ein eingeschränktes Unterstützungsrepertoir aufweisen.
- … es wenig Unterstützung im Bereich der strukturbildenden Aspekte (Explizitmachen der Fragestellung, Einbettung der Aufgabenstellung ins Fachgebiet, Problemcharakter etc.) gibt.
- … vor allem heuristische Hilfsmittel (Visualisierung & Repräsentation des Denkens) von Lehrenden eingesetzt werden.
- … heuristische Strategien eher weniger eingesetzt werden.
- … in 60% der untersuchten Klassen Metakommentare (Prinzip des lauten Denkens) verstehensunterstützend eingesetzt werden.
- … sehr selten (6,2%) bewusst Argumente ausgewählt oder Argumente organisiert (9,4%) werden.
- … vor allem die deduktiven Vorgehensweisen in Bezug auf die Begründungsarten (deduktives Schließen) und den Beweis (formal-deduktiv) dominieren.