Verortung von Medien im didaktischen Dreieck
(Petko, 2010, 2014; Reusser, 2009, 2011)
Der Einsatz digitaler Medien im Unterricht sollte nie zum Selbstzweck werden, sondern immer in einen didaktischen Kontext eingebettet sein.
Eines der einfachsten Modelle, das diesen didaktischen Kontext beschreiben kann, ist das didaktische Dreieck. Kurz und knapp beschreibt es Unterricht als Interaktion von Lehrenden und Lernenden in Bezug auf einen bestimmten Inhalt.
In Anlehnung an das didaktische Dreieck können (digitale) Medien nach Petko (2010, 2014) und Reusser (2009, 2011) fünf Funktionen erfüllen:
Abbildung: Medien im didaktischen Dreieck in Anlehnung an Petko (2014, S. 116) nach Petko (2010) und Reusser (2009, 2011)
Medien als Informations- und Präsentationsmittel
Digitale Medien können dabei helfen Inhalte anschaulich zu präsentieren, Zusammenhänge zu erklären und Bezüge zu anderen Inhalten zu schaffen. Inhalte werden nicht mehr nur linear aufgearbeitet, sondern auch flexibel und damit individuell und adaptiv an den jeweiligen Lernenden angepasst.
Digitale Medien tragen nachhaltig zur Veränderung der Unterrichtskultur bei. Die Lehrenden stellen zunehmend nicht mehr die zentrale Wissensquelle im Unterricht dar, da sich über digitale Medien Inhalte eigenständig von den Lernenden recherchieren lassen. Lehrende sind dadurch zunehmend gefordert, die Rolle des Lernbegleiters einzunehmen.
Großes Potenzial für das Präsentieren und Vermitteln von Informationen bietet auch die Multicodalität, die Multimodalität und die Interaktivität digitaler Medien (siehe Kennzeichen des Lernens mit digitalen Medien). Durch die Kombination von beispielsweise Text, Bild, Video und Audio lassen sich Informationen ganz anders präsentieren als mit traditionellen Medien. Im Kapitel “Cognitive Load Theory” thematisieren wir jedoch auch, dass diese Kennzeichen des Lernens mit digitalen Medien negative Auswirkungen auf den Lernprozess der Lernenden haben können.
Medien zur Gestaltung von Lernaufgaben
Digitale Medien ermöglichen den Lehrenden, interaktive Aufgaben zu kreieren. Ein Beispiel hierfür sehen Sie in Szene 3: Erarbeitung der Funktionseigenschaften in Zweiergruppen - Teil 2.
Ohne die dynamische Geometriesoftware wären Aufgaben, wie sie obig im Video behandelt werden und in Teil 2 und 3 dieses Aufgabenblattes zum Sinus und Cosinus abgebildet sind, nicht möglich. Mit Hilfe der Simulation lässt sich zudem ein regelrechtes Aufgabenszenario erschaffen, in der jede Aufgabe sinnvoll auf der vorherigen aufbaut.
Digitale Medien ermöglichen den Lehrenden ebenso, realitätsnähere Aufgaben zu entwickeln, da diese mit den verschiedensten multimedialen Materialien verknüpft werden können.
Die Gestaltung adaptiver Aufgaben wird ebenso mit Hilfe von digitalen Medien möglich gemacht. So können Lehrende den Zugang zu einer schwereren Aufgabe beispielsweise nur nach dem Lösen der vorherigen Aufgabe freigeben.
Medien als Werkzeug und Arbeitsmittel
Digitale Medien können dabei helfen kreative und produktive Arbeitsformen bei den Lernenden anzubahnen. Traditionelle Medien wie Hefte, Tafel, … können durch digitale Anwendungen wie beispielsweise Textverarbeitungs- & Präsentationsprogramme, Mindmap Software, Bild-, Audio-, Video- und Multimediabearbeitung, Weblogs, Wikis, … sinnvoll ergänzt und erweitert werden.
Medien zur Lernberatung und Kommunikation
Digitale Anwendungen, wie z.B. Chats, Foren, Audio- und Videokonferenzen können den Austausch unter den Lernenden und zwischen Lehrenden und Lernenden fördern, sei es auch nur in Form eines möglichen Schülerinnen- und Schülerfeedbacks wie es die Lehrerin im Auschnitt aus Szene 4: Beweisführung und Hausaufgabenstellung (zu finden im Modul “Feedback - Beweisen und Argumentieren - Der Satz des Pythagoras”) über die Hausaufgabe einholen möchte.
Es geht nicht nur darum, außerhalb des Unterrichts über die Hausaufgabe zu diskutieren oder Rückmeldungen dazu zu geben, sondern vor allem um die Förderung der Kommunikation während des Unterrichts. So können z. B. oft gestellte Fragen in Form von FAQs gesammelt und dokumentiert werden. So gesehen würden Schulklassen in diesem Fall zu einer Art Wissensbildungsgemeinschaft.
Medien zur Prüfung und Beurteilung
Mit digitalen Medien vermehren sich die Möglichkeiten der summativen und formativen Prüfung und auch offene und geschlossene Prüfungsformate werden um diverse Varianten erweitert. Vor allem bei offenen Prüfungsformen ergibt sich z. B. die Möglichkeit, digitale Lerntagebücher oder Portfolios anzulegen.
In der Online Lehre, in der das Präsenzprinzip bei der Beurteilung der Lernenden nicht mehr funktioniert, kann das Ausmaß der Beteiligung der Lernenden an Chats und sozialen Netzwerken ebenfalls eine neue Form der Beurteilung darstellen.