Kennzeichen des Lernens mit digitalen Medien
(Hetmanek et al., 2017; Leutner et al., 2014; Seufert et al., 2004)
Das Lernen mit digitalen Medien zeichnet sich vor allem durch die folgenden Charakteristika aus:
Interaktivität
Beim Lernen mit Digitalen Medien (ICT) können die Lernenden stark mit dem Medium und den Lerninhalten interagieren und dies zusätzlich auf ganz andere Art und Weise wie gewohnt. So lassen sich z. B. Bilder vergrößern und bearbeiten, Texte bearbeiten, etc. Die Lernenden können zudem in bisher ungewohntem Maße ihren eigenen Lernprozess steuern.
Dies hört sich zunächst nach einem großen Zugewinn für den Lernprozess an. Doch wie wirkt sich diese Interaktivität tatsächlich auf den Lernerfolg der Lernenden aus?
Die Interaktivität kann lernförderliche und lernhinderliche Effekte haben. Abhängig ist dies vor allem vom Grad der Interaktivität.
Adaptivität
Die Adaptivität kann der möglichen Desorientierung, Ablenkung und kognitiven Überlastung, die unter Umständen durch die Interaktivität des Lernens mit Digitalen Medien verursacht wird, entgegenwirken.
Denn das Lernmaterial beziehungsweise die Lehr- und Lernsituation kann in zweifacher Hinsicht relativ leicht an die Lernenden angepasst (adaptiert) werden:
- Adaption an zeitlich relativ stabile Eigenschaften von Lernenden (z.B. Präferenzen für bestimmtes Lernmaterial)
- Adaption an situative Aspekte (z.B. den aktuelle Lernfortschritt)
So wird eine optimale individuelle Förderung der Lernenden möglich. Mehr dazu im Rahmen des Videotutorials zur Cognitive Load Theory.
Im Zuge der Adaptivität wird auch eine Verschiebung der Zielausrichtung des Unterrichts sichtbar. Aus Lehrzielen, die in der Regel von Lehrenden festgesetzt werden, werden zunehmend Lernziele. Daraus folgt, dass sich die Lernenden nun zunehmend eigene Ziele setzen und mehr Kontrolle über den eigenen Lernprozess bekommen. Der Lernprozess wird stückweise individualisiert.
Multimedialität, -codalität und -modalität
Beim Lernen mit diversen digitalen Medien (Laptop, Tablet, Video = Multimedialität) werden multiple Repräsentationsformen (Schrift, Zahlen, Grafiken, … = Multicodalität) genutzt. Die daraus resultierende Verarbeitung bei den Lernenden erfolgt über verschiedene Sinneskanäle (Multimodalität).
Dadurch ergeben sich vielfältige Möglichkeiten der lernförderlichen Präsentation von Lernmaterialien und es wird multimedial gelernt.
Im Zusammenhang mit den vielfältigen Möglichkeiten der Präsentation von Lernmaterialien kann es laut Forschungsarbeiten zu einer kognitiven Überlastung der Lernenden kommen. So gibt es einige einschränkende Bedingungen für die Verwendung multicodaler oder multimodaler Lernumgebungen, u. a. die begrenzte Kapazität des Arbeitsgedächtnisses.
Digitale Medien machen das Lernen also nicht wie so oft behauptet per se leichter, sondern stellen die Lehrenden und Lernenden einmal mehr vor Herausforderungen.
Aufgrund der begrenzten Kapazität des Arbeitsgedächtnisses müssen beispielsweise verschiedene Gestaltungsrichtlinien beachtet werden, die dem Lernenden die Verarbeitung des Lernstoffes erleichtern. Diese stellen wir Ihnen im Rahmen der Cognitive Load Theory als Nächstes vor.