Inhalt einer Feedbacknachricht
Situative Faktoren
(Kopp & Mandl, 2014; Müller & Ditton, 2014; Rheinberg, 2008; Swann, 2012)
Positives und Negatives Feedback: Der Inhalt einer Feedbacknachricht ergibt sich aus der Zielsetzung einer Feedbacknachricht und kann zu allererst positiv oder negativ formuliert sein.
Beide Formen können das Lernen verbessern, positives Feedback wird jedoch vom Empfänger gemäß der „self verification theory“ (Swann, 2012) eher akzeptiert als negatives.
Einfaches und Elaboriertes Feedback:
Ein einfaches Feedback informiert den Empfänger lediglich darüber, ob …
- … eine Aufgabe richtig beantwortet wurde.
- … wie viele Antworten korrekt waren.
- … wie die richtige Lösung lautet.
Elaboriertes Feedback stellt hingegen zusätzliche Informationen bereit, z. B. …
- … zur Art der Aufgabe.
- … zu vorhandenen Fachbegriffen.
- … zu gemachten Fehlern.
- … zu strategischen Lösungshinweisen.
- … zur Evaluation und zum Monitoring des eigenen Lernprozesses. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Lerneffektivität einfachen und elaborierten Feedbacks vom Komplexitätsgrad des Lerninhalts abhängt.
Soll lediglich Faktenwissen erworben werden, kann einfaches Feedback durchaus genügen, während in komplexeren Lernzusammenhängen elaboriertes Feedback von größerer Effektivität ist.
Soziale, Individuelle und Sachliche Bezugsnorm:
Feedback braucht eine inhaltliche Bezugsgröße, also einen Standard, mit dem man eine erbrachte Leistung vergleichen kann. Dieser Vergleich kann sozial, individuell und sachlich erfolgen. Die nachfolgende Tabelle wurde in Anlehnung an Rheinberg (2008) erstellt.
Aus obiger Tabelle wird ersichtlich, dass jede der angeführten Bezugsnormen „blinde Flecken“ hat, die je nach Beurteilungskontext und -zweck unerheblich oder problematisch sein können.
Daher kann keine einzelne Bezugsnorm als durchgängig richtig oder angemessen beschrieben und empfohlen werden.
Lediglich aus motivationspsychologischer Perspektive können Empfehlungen abgegeben werden.
- Individuelle Bezugsnorm - motivationspsychologische Perspektive (Rheinberg, 2008):
- Der Lernzuwachs jedes Einzelnen wird besonders gut sichtbar, wodurch das Vertrauen in das eigene Lernpotenzial (Selbstwirksamkeitserwartungen) gefördert wird.
- Die Vergleichperspektive („besser oder schlechter als beim letzten Mal“) stellt eine Verbindung zwischen den Lernaktivitäten und den Ergebnissen/Lernzuwächsen her. Dies legt wiederum kontrollierbare und zeitlich veränderliche (internal variable) Ursachenfaktoren für die Kausalattribution nahe (z. B. Anstrengung, Fleiß, …), welche sich motivational günstig auswirken.
- Soziale Bezugsnorm - motivationspsychologische Perspektive (Rheinberg, 2008):
- Die Hervorhebung interindividueller Kompetenzunterschiede drängt dazu, zeitstabile Faktoren für die Kausalattribution heranzuziehen. Vor allem im Falle von Misserfolg wirkt sich dies sehr motivationshinderlich aus.
- Unter sozialen Bezugsnormen wird der Lernfortschritt aller Lernenden nicht sichtbar. Damit sehen Leistungsschwächere nicht, dass auch sie dazulernen.
- Die soziale Bezugsnorm stellt häufig das „Selbst“ in den Vordergrund des Feedbacks, was beim Feedback auf das Lernen vermieden werden sollte (Hattie, 2013). Es ist zu beachten, dass die Betonung interindividueller oder sozialer Bezugsnormen im Unterricht eine Orientierung an Leistungs-/Performanzzielen fördert. Dies kann sich wiederum negativ auf Motivation und Lernleistung auswirken.
Videohinweis:
Sehen Sie sich Szene 3: Schülerarbeitsphase zum Scherungsbeweis an. Hier bearbeiten die Lernenden einen Arbeitsauftrag in Kleingruppen. Eine der Kleingruppen erhält Feedback von der Lehrkraft zum Ergebnis ihrer Arbeit. Welche Bezugsnormen werden im Zuge des Feedbackprozesses angewandt?