Prinzipien sprachsensiblen Unterrichts

(Markic, 2017; Leisen, 2013)

Sprachsensibler Unterricht spielt eine zentrale Rolle bei der Vermittlung und dem Umgang mit Fachsprache, insbesondere in naturwissenschaftlichen Fächern wie Chemie. Wie in anderen Lehr- und Lernsituationen gestaltet die Lehrkraft auch hier die Unterrichtsprozesse aktiv, um sowohl die Vermittlung als auch die Übung von Fachsprache zu fördern. Dabei ist eine gezielte sprachsensible Gestaltung von entscheidender Bedeutung.

Markic (2017) betont, dass Lehrkräfte über ein tiefgehendes Verständnis der Fachsprache verfügen müssen, um diese gezielt im Unterricht vermitteln zu können. Nach Markic (2017) umfasst dies das sogenannte Pedagogical Scientific Language Knowledge (PSLK) – also das Wissen darüber, wie Fachsprache im Unterricht vermittelt werden kann.

Eine sprachsensible Unterrichtsgestaltung erfordert nach Leisen ein zweifaches Handeln der Lehrkraft:

  1. Sensibilität für sprachliche Phänomene und mögliche Sprachprobleme der Lernenden.
  2. Sprachdidaktische und methodische Kompetenz, um die Sprachbildung im Fachunterricht aktiv zu unterstützen.

Um dies zu erreichen, beschreibt Leisen (2013) vier grundlegende Prinzipien für einen sprachsensiblen Fachunterricht.



1. Fachlich authentische, aber bewältigbare Sprachsituationen schaffen

Lernende werden mit realitätsnahen Sprachsituationen konfrontiert, die sowohl authentisch als auch ihrem sprachlichen Niveau entsprechend gestaltet sind. Dies erleichtert die Anwendung der Fachsprache in konkreten Kontexten.


2. Sprachanforderungen knapp über dem individuellen Sprachvermögen ansetzen

Die sprachlichen Anforderungen sollten für die Lernenden eine Herausforderung darstellen, ohne sie jedoch zu überfordern. Dieser Ansatz fördert das Wachstum der Sprachkompetenz durch gezielte Überforderung im Sinne des Lernzuwachses.


3. Gezielte Sprachhilfen bereitstellen

Lernende erhalten so viele sprachliche Unterstützungen, wie sie benötigen, um Sprachsituationen erfolgreich zu bewältigen. Diese Hilfen können je nach Bedarf variieren, z. B. durch Erklärungen, Beispiele oder unterstützende Materialien.


4. Sprachanforderungen durch spezifische Methoden umsetzen

Defensives Vorgehen: Sprachvereinfachungen, die die Komplexität reduzieren.
Offensives Vorgehen (Scaffolding): Sprachstrukturen werden schrittweise aufgebaut und ergänzt.
Stärkendes Vorgehen: Ausbau der Sprachkompetenzen, z. B. durch gezielte Wortschatzerweiterung



© Zerouali, A., Brinkmann, J., Frömmel, M. & Koenen, J. (2024) Toolbox Lehrerbildung – ViFoNet Fortbildungsmodul: Prinzipien sprachsensiblen Unterrichts. (URL).